Archiv für den Monat: Juni 2015

Nach der Abschlussarbeit

Jedes Jahr verleihen diverse Stiftungen, Unternehmen und Vereine Preise für Abschlussarbeiten. Einige zeichnen Arbeiten aus einem speziellen Themengebiet aus, andere ändern jedes Jahr den thematischen Schwerpunkt ihrer Ausschreibungen. Ob Medizin, Marketing, Rechts-, Wirtschafts-, Geistes-, Natur- oder Technikwissenschaften, für fast alle Fachgebiete gibt es eine passende Auszeichnung.

Manchmal lohnt es sich dafür, einen Blick über die eigene Disziplin hinaus zu werfen. So gewann 2015 die Germanistin Anke Hertling den Conrad-Matschoß-Preis für Technikgeschichte des Vereins Deutscher Ingenieure. Mit ihrer Dissertation „Eroberung der Männerdomäne Automobil“ überzeugte sie die Jury nicht nur im Hinblick auf einen technikgeschichtlichen Schwerpunkt, sondern auch durch den Fokus auf Geschlechterzuschreibungen von Technik.

Mit der Auszeichnung bekam die junge Wissenschaftlerin ein Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro. Aber das ist nur die eine Seite, es folgten Publikations- und Vortragsanfragen aus der Fachcommunity und auch in Vorstellungsgesprächen wurde Anke Hertling immer wieder auf ihre Preisträgerschaft angesprochen.

Neben dem beruflichen Erfolg ist es aber vor allem die gewonnene Aufmerksamkeit, die für sie Bedeutung hat: „Mir ist es vor allem wichtig, dass der Preis dazu beigetragen hat, dass meine Dissertation und mein Thema noch einmal von einer größeren Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen wurden. Und vielleicht gibt es dann sogar den wünschenswerten Effekt, die Klischees über Frauen am Steuer grundsätzlich infrage zu stellen.“

Im Zuge einer Auszeichnung lassen sich wichtige Kontakte in die Berufswelt knüpfen und Karrierechancen verbessern. In den meisten Fällen ist der Arbeitsaufwand des Bewerbungsprozesses gering. Häufig genügt es, die Arbeit, eine Zusammenfassung der Ergebnisse und einen Lebenslauf einzureichen, wie im Falle von Anke Hertling. Manchmal wird noch ein Gutachten oder eine Empfehlung der betreuenden Person an der Hochschule benötigt.

Für einen ersten Überblick haben wir eine Tabelle mit diversen Preisen zusammengestellt, die zum Weiterrecherchieren und Stöbern anregen soll. Informieren Sie sich über die Teilnahmebedingungen und Abgabetermine und reichen Sie Ihre Arbeiten ein – viel Glück!

Bild: Rotkel Textwerkstatt.

Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr auf Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität.

Preis der VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt Für energie- und umweltrelevante Bachelor-, Master- oder Diplomarbeiten, Dotation 1.500 Euro.
Marie Elisabeth Lüders-Wissenschaftspreis Für rechts- und wirtschaftswissenschaftliche Dissertationen und Habilitationsschriften, Druckkostenzuschuss in Höhe von 2.000 Euro.
Erhard Höpfner Studienpreis Für Master- oder Diplomarbeiten der Universitäten und Hochschulen in Berlin, Dotation 4.000 Euro.
Förderpreis der Horizont-Stiftung Für Diplomarbeiten, Dissertationen, Forschungs- und Projektarbeiten, die sich zukünftigen Entwicklungen in der Kommunikations-, Medien- und Werbeindustrie widmen.
David-Kopf Hochschulpreis Für Masterabsolventen der Wirtschaftsinformatik, Lebensmitteltechnologie, Chemie, Pharmazie, Betriebswirtschaftslehre und Logistik, Dotation 10.000 Euro.
Karriere-Preis der DZ BANK Gruppe Für akademische Abschlussarbeiten im Bereich „Banking & Finance“, Dotation 24.000 Euro.
Der Hochschulpreis des Deutschen Aktieninstituts e.V. Für wissenschaftliche Abschlussarbeiten, Dissertationen und Habilitationen zum Thema „Aktie und Kapitalmarkt“,  Dotation 20.000 Euro.
Dr. Tyczka Energiepreis Für Dissertationen, Bachelor- oder Masterarbeiten mit praxisnahen oder umgesetzten Energieeinsparkonzepten, Dotation 5.000 Euro.
Karl H. Ditze-Preis Für Dissertationen und Examensarbeiten aus den geisteswissenschaftlichen Fachbereichen und der Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg.
Conrad-Matschoß-Preis Für deutschsprachige Beiträge aus der technikhistorischen Forschung, Dotation 3.000 Euro.

 

Merkeln, schrödern und orbanisieren

 

Nicht jeder Neologismus geht dauerhaft in den Sprachgebrauch ein, Bild: Edyta Dombrowski.

Nicht jeder Neologismus geht dauerhaft in den Sprachgebrauch ein, Bild: Edyta Dombrowski.


Namen von bekannten Personen, insbesondere von Politikerinnen und Politikern, und ihre charakteristischen Eigenschaften werden vielfach mit eigenen Wortschöpfungen belegt. In den Medien kreiert sind die Neologismen meist aktualitätsgebundene, negativ konnotierte Modeerscheinungen. Es gab schon alles Mögliche: schrödern für „autoritäre Auftritte“, merkeln für „zögerliches Verhalten“, wulffen je nach Kontext für „lügen, ohne es zuzugeben“, „auf Kosten anderer Leben“ oder „den Anrufbeantworter vollquatschen“.

Im Zuge der letzten polnischen Präsidentschaftswahl im Mai 2015 tauchte in der deutschen Medienlandschaft vielfach der Begriff der Orbanisierung auf. Der unerwartete Sieg des nationalkonservativen Politikers Andrzej Duda löste Besorgnis über mögliche euroskeptische und nationale Entwicklungen sowie über ein Abdriften Polens nach rechts – wie in Ungarn unter Viktor Orbán – aus.

Einen politischen Vergleich machte jüngst auch der Grünen-Chef Cem Özdemir, als er sich zur aktuellen Parlamentswahl in der Türkei äußerte. Özdemir kritisierte den zunehmend autoritären Herrschaftsstil des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan und schrieb ihm putineske Züge zu.

Nicht jedes Wort geht nachhaltig in den Sprachgebrauch ein, viele sind lediglich Schlagzeilen-Eintagsfliegen. Guttenbergen für „abschreiben“ wird kaum jemand noch benutzen. Wenn aber die Aktualität eines Wortes nicht abnimmt, dann hat eine Neuschöpfung gute Chancen, länger bestehen zu bleiben.

Solange zum Beispiel Röntgenstrahlen zum Einsatz kommen, wird röntgen vielleicht weitere hundert Jahre alt. Bis zur nächsten Arbeitsmarktreform, wird man, wie wohl jeder weiß, auch weiterhin keine Sozialhilfe empfangen, sondern hartzen. 2009 zum Jugendwort des Jahres gewählt ist das von Peter Hartz und den Hartz-IV-Reformen abgeleitete Verb immer noch im Gebrauch und mittlerweile online im Duden zu finden.

Ähnliche Entwicklungen gibt es selbstverständlich auch in anderen Sprachen. So schaffte 2012 der Fußballprofi Zlatan Ibrahimović durch seinen außerordentlichen Fußballstil mit zlatanera (deutsch: zlatanieren) für „stark dominieren“ den Sprung in die schwedischen Wörterbücher.

Mit der U2 zum G7-Treffen?

Bei der Schreibweise von G7 ist es so, wie bei dem jährlichen Treffen selbst: Alles ist möglich, nichts ist verbindlich. Ein Blick in die Presse: Auch die meisten Zeitungen und Wochenmagazine sind offenbar unentschieden. Sowohl in Print- als auch in Onlineausgaben von Die Zeit, SZ, FAZ, taz, Die Welt und Tagesspiegel finden sich häufig sogar innerhalb eines Artikels mehrere Schreibweisen, also G7 und G 7 oder G7-Gipfel und G-7-Gipfel. Ausnahme ist Der Freitag. Machen die es nun als Einzige richtig und konsequent?

Die Abkürzung G7 steht für Gruppe der Sieben und ist insofern ein Akronym (in der Regel eine aus den Initialbuchstaben der abgekürzten Wortgruppe gebildete Abkürzung). Da G7 problemlos ausgesprochen werden kann, gehört hinter das G auch kein Punkt (anders als bei z. B., Hbf. oder Abk.). Sie hat somit denselben Charakter wie U2 für Untergrundbahn 2, S25 für Schnell- oder Stadtbahn 25 und A1 für Autobahn 1.

Für die Schreibung solcher Abkürzungen gibt es keine allgemeingültige Regel. Auch der Duden erlaubt beide Schreibweisen, gibt allerdings als Dudenempfehlung die Durchkoppelung an: G-7-Staaten, auch: G7-Staaten.

Ausschlaggebend für die Schreibweise ist die Definition. Die eine lautet: G 7 besteht aus der Abkürzung »G« und der Ziffer »7« und ist insofern eine Wortgruppe im weitesten Sinn. Folgt man dieser Definition, ist die Schreibweise mit Wortzwischenraum (G 7) korrekt; wird ein weiteres Wort drangehängt, wird alles durchgekoppelt: G-7-Gipfel. Der andere Standpunkt ist: G7 ist eine Abkürzung, die aus dem Buchstaben »G« und der Ziffer »7« besteht. Folgt man dieser Definition, ist die Schreibweise ohne Wortzwischenraum (G7) korrekt; wird ein weiteres Wort drangehängt, wird nur dieses mit einem Bindestrich gekoppelt: G7-Gipfel.

Anders hingegen sieht es aus bei der Schreibweise des Papierformats A4, zum Beispiel in der Konstellation DIN-A4-Blatt: Die Schreibweise mit Leertakt A 4 und die durchgekoppelte Variante bei der Zusammensetzung DIN-A-4-Blatt sind nicht korrekt, weil der Buchstabe A keine Abkürzung ist. Der Buchstabe A gibt lediglich die Formatreihe an (es gibt vier Reihen, die mit A bis D bezeichnet und jeweils in elf Klassen unterteilt werden, die nach absteigender Größe von 0 bis 10 durchnummeriert sind).